Heiterkeit ist so ein wunderbares Gefühl, das wir nur bemerken wenn wir bewusst darauf achten. Ich habe dieses Gefühl bei Barbara Fredrickson vor Jahren wieder „entdeckt“ und zusammen mit Vergnügen in die Sammlung meiner Lieblingsgefühle aufgenommen. Beides steht für mich für eine Leichtigkeit, einen Zustand der unbeschwerten Freude.
Und wie können wir heiter sein in schwierigen Zeiten? Wer könnte das besser darstellen als Axel Hacke, mit seiner tiefsinnigen Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit.
Zauberhaft, wie er seine eigene Lebenssituation dokumentiert, die ihn bei Übernahme des Auftrags zum Schreiben dieses Buchs immer wieder in Zweifel ziehen lässt, die richtige Person für dieses Buch zu sein. Und genau damit zeigt er, dass Heiterkeit und schwierige Erlebnisse gleichzeitig da sein können, ja, zu unserem Leben gehören, wenn wir bereit sind, die heiteren Momente im Leben zu sehen. Dazu ist dieses Buch eine wunderbare Anleitung, mit vielen vielen Zitaten von anderen klugen Leuten, die darüber nachgedacht haben – und das alles in Hackes heiterem Ton, den ich an ihm so schätze.
Er berichtet von Momenten, wo ihm überdeutlich wird dass wir in einem vernünftigen Zeitalter leben. Wir rauchen nicht, essen gesund, versuchen, umweltfreundlich zu handeln – und das alles in großer Ernsthaftigkeit. Wie kann da Heiterkeit entstehen? Dieses luftig-leichte Gefühl?
Sie entsteht da, wo wir bewusst darauf achten. Wahrnehmen, wenn wir heitere Momente erleben, ohne uns selbst deswegen zu zensieren weil das nicht passt. Ich erinnere, wie ich nach dem Tod meines Vaters (ich war 20) mit meinen Geschwistern in die Stadt ging um schwarze Kleidung zu kaufen, und wie wir auf dem Weg herumgealbert haben und dabei so ein schlechtes Gewissen hatten. Stattdessen hatten wir einfach diese Fähigkeit noch, Heiterkeit in der Trauer zuzulassen.
Also auch ein bisschen Arbeit. Eine Haltung dem Leben gegenüber, die erworben werden will. Hacke sagt zum Abschluss seines Buchs: „So gesehen bedeutet ein heiterer Mensch zu sein: sich freimachen von Erwartungen, von Übermaß, von Selbstüberforderungen. Es bedeutet nicht, das Schwere zu ignorieren, sondern es in etwas Leichtes zu verwandeln. Es jedenfalls zu versuchen.“
Seine Antwort auf die Frage, wie man es anstellt, ein heiterer Mensch zu sein: „Vergiss diese Frage! Oder wenn du das nicht kannst oder willst, dann glaube nicht, dass irgendjemand anders dir darauf eine Antwort geben wird als du selbst. Erwarte kein Rezept, keine Pillen, keine Heiterkeitstherapie. Hoffe nicht auf andere. Sondern schau dir selbst das Leben an und beobachte, was es mit dir gemacht hat und weiter macht und was du mit ihm machen willst.
Was dir gut gut? Was hat dich heiter gestimmt?
Und folge dem. immer.“
Danke an Markus Gull für diese Lese-Empfehlung!